Geschrei und harte Worte im Gerichtssaal.

Am Nachmittag des 8. Verhandlungstages ging es noch einmal hoch her. Nach der Mittagspause gab Richter Tully das Wort an die Verteidiger, die damit dem Zeugen ihre Fragen stellen durften.

Norbert Gatzweiler, der Verteidiger von Peter Rieck, ließ seinem Verteidigerkollegen Prinzenberg den Vortritt, dem Anwalt von Ex-Kapitalmarktvorstand Jochen Friedrich. Und dieser legte los mit teils suggestiven Fragen an Marc S., wie (ich zitiere sinngemäß):

Prinzenberg: Gab es Versuche, etwas Falsches in die Vorstandsvorlage zu schreiben, um etwas zu vertuschen?

Marc S.: Nein!

Prinzenberg: War es üblich, sich auf die Einschätzung der Rechtsabteilung zu verlassen?

S.: Ja, das war alternativlos. So waren die Prozesse und Arbeitsabläufe in der HSH Nordbank ausgerichtet. Es gab keine schriftlichen Gutachten.

Prinzenberg: Wie hat Ihnen die Rechtsabteilung Bescheid gegeben, dass sie Omega 55 für „in Ordnung“ hält? Per eMail oder Telefon?

S.: Das weiß ich nicht mehr. Dazu gibt es keine Unterlagen.

Prinzenberg las dem Zeugen auch eine eMail vor, in der sich ein anderer HSH-Mitarbeiter über eine “Unwucht in der Organisation” in der Londoner Niederlassung beklagte und dass die “Zusammenarbeit zwischen Global Market und Kiel suboptimal” ist. S. erwiderte, dass das, was der Kollege da geschrieben hatte, stimme, aber dass es sich bei den aufgetretenen Fehlern nicht um Fehler handelte, die in seiner Abteilung entstanden waren. 

Das belegt im Grunde erneut: In der HSH arbeiteten viele vor sich hin, jeder für sich (?), Kontrollen schien es nicht gegeben zu haben. 

Die angespannte Stimmung zwischen Verteidigung und Staatsanwalt Karsten Wegerich entlud sich kurz darauf urplötzlich. Wegerich hatte einen Zwischenruf der Verteidigerin Münchhalffen mit den Worten kommentiert: „Rufen Sie bitte nicht dazwischen, nur weil sie sich langeweilen.“ (sinngemäß)

Daraufhin schrie Verteidiger Prinzenberg: „Sie behandeln die Verteidiger wie eine Bande sich in Dreck sulender Kinder.

Richter Tully unterbrach daraufhin die Befragung des Zeugen und schlug den Streithähnen vor, die Sache zu klären. Nacheinander! Daran hatten beide aber kein Interesse.
Am Freitag, 23. August, ist der erste Zeuge im Prozess erneut geladen. Richter Tully bat ihn auch, sich den 2. September frei zu halten.
 

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