Ende in Sicht: Kammer will Urteil vor Sommerpause fällen.
Er wolle den Prozess nicht über den Sommer hinausziehen, sagte der Vorsitzende Richer Marc Tully am Ende des heutigen, kurzen Verhandlungstages. Es war der 55 Tag, an dem die Beteiligten bereits 12 Uhr auseinander gingen – hinaus in den strömenden Hamburger Regen.
Urteil Anfang Juli?
Dennoch wird das Urteil wohl erst in der ersten Juliwoche fallen können bzw. verkündet werden. Denn sowohl jetzt im Mai, als auch im Juni, kann das Gericht nur sehr wenige Verhandlungstage ansetzen, weil Verteidiger im Urlaub sind, einige Strafverteidiger andere Verpflichtungen geltend machen und dazu noch Pfingsten ist.
Erstes Plädoyer Ende Mai
Eigentlich wollte Tully gern schon diesen Mittwoch, den 14. Mai, von der Staatsanwaltschaft das Plädoyer hören. Darauf müssen die Prozessbeteiligte und die Öffentlichkeit aber wohl bis zum 19. Mai, wohl eher bis zum 28. Mai warten. Wahrscheinlicher ist Mittwoch, der 28. Mai, für das Plädoyer der Ankläger. Welches Strafmaß sie fordern werden, erwarte ich mit Spannung.
Der letzte Zeuge
Am Montag, 19., haben die Richter den letzten Zeugen geladen: Dr. Thomas Emde, Rechtsanwalt der internationalen Großkanzlei Freshfields, Bruckhaus, Deringer. Die Leib-und-Magen-Kanzlei der HSH hatte 2009 ein Sondergutachten über die Lage der Nordbank erstellt. Federführend dabei: Dr. Emde. Das Gutachten hütet die Bank wie ein Staatsgeheimnis.
Nonnenmacher äußert sich noch mal
Nach dem Anwalt wird der Angeklagte Dirk Jens Nonnenmacher noch etwa eine halbe Stunde Stellung zu den ihm gemachten Vorwürfen nehmen – wie vor ihm Hans Berger und Hartmut Strauß. Die drei anderen Mitangeklagten Joachim Friedrich, Berhard Visker und Peter Rieck ziehen es weiterhin vor, sicher auf Anraten ihrer Anwälte, auch am Ende des Prozesses zu schweigen.
Ansonsten beendete das Gericht die Vernehmung von Ex-Vorstandschef Hans Berger. Die Staatsanwaltschaft stellte zwei Fragen. Außerdem diskutierten Anwälte und Staatsanwaltschaft mit dem Gericht, welche Beweisanträge sie eventuell noch stellen werden, welche Urkunden sie noch ins Verfahren einführen würden; es gab Widersprüche, Erklärungen und Verteidigung wie Staatsanwaltschaft lasen weitere Beweisanträge vor. Das Gericht verkündete seinerseits div. Beschlüsse über solche Anträge.
Richter Tullys Bedürfnis
Organisatorisches prägte also diesen kurzen Tag. Manches machte den Eindruck, den Prozess in die Länge ziehen zu wollen und das Urteil zu verzögern. Über den Sommer hinaus will der Vorsitzenden Richter Tully den Prozess aber nicht führen. Er habe ein “dringendes Bedürfnis”, im Juli das Urteil zu sprechen, vor den Ferien. Dann hätte sich dieses historische Verfahren ein Jahr lang hingezogen. Statt 40 angesetzten Prozesstagen könnten dann – wie jetzt vorausgeplant – mehr als 62 Verhandlungstage zusammen kommen.
Herr Professor Nonnenmacher kann ja möglicherweise für den nächsten Prozess (allerdings in Kiel) gleich auf der Anklagebank “sitzenbleiben”, sofern die Staatsanwaltschaft in der ganzen Angelegenheit um den früheren HSH-Vorstand Roth und die Sicherheitsfirma Prevent doch Anklage erhebt:
NWZ: Anklage gegen Nonnenmacher im Sommer?
Wunderlich, wie lange das dauert, bis die Staatsanwaltschaft zu einer Meinung gekommen ist. Der Fall Roth “ereignete” sich 2009. Jetzt haben wir 2014. …