Alles wartet auf Dr. No.

Wann wird Prof. Dirk Jens Nonnenmacher endlich seine Sicht auf die Vorwürfe der Anklage öffentlich kundtun?

Das ist die große Frage, die sich die beobachtenden Journalisten mit jedem weiteren Prozesstag stellen. Nonnenmacher ist der prominenteste der 6 angeklagten Ex-Vorstände der HSH Nordbank.  

Anfangs hieß es … 

Nonnenmacher wolle erst einmal abwarten und sich später im Prozess zu den Vorwürfen äußern. Dann munkelte man: Dr. No — so nennt ihn die Presse gern — werde etwas sagen, wenn auch die HSH-Mitarbeiter aus der Rechtsabteilung als Zeugen befragt worden sind.

Vergangene Woche meinte …

Nonnenmachers Verteidiger Wagner: Für diese Woche habe sein Mandant ein Statement vorbereitet. Diese Woche aber wäre nur noch morgen, Freitag. 

Richter Tully wiederum meinte: Am 2. September ist noch einmal kurz der erste Zeuge des Prozesses, Marc S., eingeladen. Und DANACH hat Verteidiger Wagner Zeit für eine “Einlassung”. So heißt das bei Gericht, wenn Angeklagte etwas sagen wollen. Sich einlassen. Unbedarfte mögen hier schmunzeln. Wie ich.

Nonnenmachers Versteckspiel

… ist nicht nachvollziehbar. Dr. No muss ein Interesse daran haben, seine Sicht auf die Anklagevorwürfe in der Presse zu lesen. Denn was in der Presse steht, ist später in den Archiven zu finden. Und dort schlagen Journalisten immer wieder nach. 

Auf der anderen Seite stellt sich die Frage: Was will er anderes sagen, als er in den beiden Untersuchungsausschüssen in Kiel und Hamburg ausgesagt hat?

Seine Selbstverteidigung vor Gericht wird in eine ähnliche Richtung laufen. Vielleicht benutzt er sogar die selben Textbausteine. Ich habe mal einige Aussagen / Erklärungen Dirk Jens Nonnenmachers aus den Abschlussberichten der Ausschüsse herausgesucht: 

Die Bank hätte die aufsichtsrechtlichen Mindesteigenkapitalquoten auch ohne das Geschäft Omega 55 eingehalten.

Ziel sei es gewesen, selbst gesteckte Ziele im Hinblick auf die Eigenkapitalquoten zum 31. Dezember 2007 und den weiteren Stichtagen einzuhalten. Da sei es um Zehntel Prozentpunkte gegangen.

Gleichwohl habe die Bank sowohl bei der Eingehung dieser Transaktionen wie bei ihrer späteren Handhabung nicht so agiert, wie sie es hätte tun sollen. Die Kreditvorlage an den Vorstand habe – nach heutiger Kenntnis – Mängel aufgewiesen.

Die Genehmigung der Transaktion sei durch den zuständigen Vorstand in einen Eilbeschluss umgewandelt worden, um den Genehmigungsprozess zu beschleunigen und zu vereinfachen, weil Eilbeschlüsse grundsätzlich nicht der Zustimmung des Gesamtvorstands bedurft hätten, sondern durch zwei Mitglieder des Vorstands haben herbeigeführt werden können.

Er habe keinen Grund gehabt, bei seiner nachträglichen Zustimmung zum Eilbeschluss an der inhaltlichen Aufarbeitung der Vorlage oder der Kompetenz seiner Kollegen zu zweifeln oder deren Voten besonders zu hinterfragen.

Die Omega-Transaktion sei aber ein Symbol für die damaligen Schwächen in den Kernprozessen der Bank. Das interne Kontrollsystem habe versagt.

(Bericht Hamburger PUA S. 109)

 

Zum Risikomanagement in der Bank sagte Nonnenmacher in Kiel:

Die HSH Nordbank hat bis zum Jahr 2008 erhebliche Schwächen in Bezug auf das Risikomanagement aufgewiesen.

Das betraf vor allem die gesamte Risikokultur der Bank. Eine Risikokultur, die sich sowohl negativ auf die Organisation und die Prozesse zur Risikoüberwachung als auch auf Einzelfallentscheidungen ausgewirkt hat.

(Bericht S. 321)

 

Zum Vorwurf der Bilanzfälschung beim St. Pancras-Geschäft sagte Nonnenmacher im Kieler PUA 2010, Bericht S. 120:

Der bezüglich der Transaktion geäußerte Vorwurf der Bilanzfälschung ist absurd.

Es liegt für jedes Geschäftsjahr ein uneingeschränktes Testat durch Wirtschaftsprüfer vor. Unter den damals gültigen Basel-I-Vorgaben sind RWA-Entlastungstransaktionen branchenüblich und aufsichtsrechtlich zulässig gewesen.

BDO hat bestätigt, dass sich das gesamte Geschäft im Rahmen des Aufsichtsrechts bewegt hat.

 

 

4 Gedanken zu „Alles wartet auf Dr. No.

    • 2. September 2013 um 20:00
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      Ja in der Tat. Ich war dabei. Bericht folgt morgen. Er sieht in der Staatsanwaltschaft eine voreingenommene Instanz, der er keine Fragen beantworten will. Klar ist auch, der natürliche Feind von Dirk Jens Nonnenmacher ist die Öffentlichkeit. Hat mal ein Kollege von mir gesagt. Ich finde, das stimmmt.

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    • 2. September 2013 um 20:06
      Permalink

      Ich selbst habe auf NDR Info über Nonnenmachers “Einlassung” vor Gericht berichtet. Finden Sie unter “Meine Publikationen”. Auf den Seiten des NDR steht aber nicht, wie Sie sagen, der Wortlaut von Nonnenmacherst Erklärung. Die haben wir Journalisten nicht erhalten.

      Was auf den NDR-Seiten steht sind mitgeschriebene Zitate.

      Antwort

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